Zum Atelier

(Bericht aus dem Petri Heil, D. Luther)

Ein Präparat ist für manchen die schönste Weise, sich an einem aussergewöhnlichen Fang oder an seinem Lieblingsfisch zu freuen. So mancher entdeckt auch seine Sammelleidenschaft.

Wir waren zu Besuch bei unserem neuen Fischparade-Sponsor Rudy Auf der Maur, der seit einigen Jahren Fisch-Präparation auf höchstem internationalem Niveau anbietet.

Er demonstriert für unsere Leser die Entstehung eines solchen Kunstwerks und gibt gute Tipps für eine perfekte Trophäe.

Wer Rudys Atelier zum ersten Mal betritt, staunt über die Enge. "Für eine rationelle Arbeitsweise ist es wichtig, dass alles rasch zur Hand, nur einen Handgriff entfernt ist", meint dazu der Profi.

Rudy benützt eine Mischtechnik, um höchstmöglichen Realismus zu erreichen. Haut und Flossen des Fischs werden auf einem Kunststoffschaumkern montiert, vom Kopf stellt er einen Polyesterabguss her.

Rudy
     
Bild 1Bild 2  

Abschliessend wird die Haut mit einer scharfen Ledernadel zugenäht. Jetzt behandelt Rudy die Flossen und fixiert sie in naturgetreuer Stellung. Dann wird der ganze Rumpf für ein bis zwei Wochen zum Trocknen aufgehängt.

Wenn das Präparat soweit ist, nimmt Rudy erste «kosmetische Eingriffe» vor. Schuppenschäden und ausgefranste Flossen werden geflickt. Dann wird der Kopf montiert und die Übergänge retuschiert (Bild 4).

Der nun «komplette Fisch» erhält danach eine Mehrfach-Versiegelung aus antibakteriellem Lack und ist nach einer erneuten Trocknungsphase bereit für den vielleicht aufwändigsten Schritt: die Bemalung. Hier zeigt sich das wahre Können, denn die natürlichen Farben eines Fischs sind voller komplexer Übergänge und Muster und ändern sich auch noch je nach Lichteinfall.

Rudys Mal- und Mischtechnik ist mittlerweile aber so raffiniert, dass er selbst das Schimmern feinster Schuppen nachahmen kann und jeden Farbton trifft. Das Airbrushing mit der kleinen Spritzdüse kann je nach Fischgrösse und Komplexität bis zu zwanzig Stunden dauern.

Je nach Kundenwunsch wird das Präparat nach erneutem Lackieren und Trocknen zum Aufhängen oder Aufstellen montiert (Bild 5). Dazu hat Rudy schon vorgängig ein Stück Holz in den Fischkörper eingearbeitet.

   

Der Ablauf

Zuerst vermisst Rudy den Fisch ganz genau mit einer Messzange und überträgt die Umrisse präzis auf ein Blatt Papier. An zahlreichen Messpunkten notiert er die jeweiligen Umfänge und Dicken des Fischkörpers. Mit diesem «Bauplan» bearbeitet er den Kunststoffblock
(Bild 1). Je nach gewünschter Körperhaltung braucht es dafür neben handwerklicher Genauigkeit auch bildhauerisches Talent, damit die Proportionen stimmen und der Eindruck von perfekter Natürlichkeit entsteht.

Nun wird der Fisch mit einem speziellen Messer gehäutet, möglichst ohne das Schuppenkleid zu verletzen (Bild 2). Das Fleisch kann danach vom Fänger verwendet werden. Die Haut wird peinlich genau von Fleischfasern und Fettresten gesäubert und dann in einer speziellen Lösung einige Stunden lang entfettet.

In der Zwischenzeit stellt Rudy vom Kopf einen detailgetreuen Abguss aus Polyester her (Bild 3). Bei grösseren Fischen entnimmt er die Zähne und ersetzt die Abgüsse mit dem Original. Bei den Augen kann er auf eine riesige Sammlung von Imitationen aus den USA zurückgreifen.

Nun wird die präparierte Haut auf den Kunststoffkern aufgezogen (Bild 4). Dabei darf kein Fältchen entstehen und die Lage der Haut muss genau passen, "sonst lässt sich nachher kaum noch vernünftig damit arbeiten", weiss Rudy aus bitterer Erfahrung in seiner langen Lehrzeit.

 
     
Bild 3
Bild 4
Bild 5